Sind DIN EN 15038 und DIN EN ISO 17100 tatsächlich ein Garant für Qualität?

Dieses Konzept über die ISO-Normen zeigt eine Hand, die einen Bildschirm mit dem Wort "Standards" berührt.
Als Garantie für die hohe Qualität ihrer technischen Übersetzungen berufen sich viele Unternehmen auf die Normen DIN EN 15038 / DIN EN ISO 17100. Nachstehend sind die Unterschiede zwischen der alten und neuen Version der Norm erklärt und warum eine Übersetzung nach dieser Norm nicht automatisch eine Garantie für Qualität ist.
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Unterschiede zwischen EN 15038 und ISO 17100

Während die Norm EN 15038 grundlegend die Übersetzung selbst (das Produkt) zum Schwerpunkt hat, regelt die Norm DIN EN ISO 17100, die Anforderungen an alle Aspekte des Übersetzungsprozesses [1]..., welche die Qualität und Bereitstellung von Übersetzungsdienstleistungen direkt beeinflussen“.

Neue Begriffe

Die Norm ISO 17100 ist auch viel umfangreicher als die EN 15038, da sie eine längere und detailliertere Liste mit Begriffen enthält. Einige schon existierende Begriffe wurden umbenannt, die Definitionen generell vertieft und neue Begriffe hinzugefügt. Ab sofort gibt es einen klaren Unterschied zwischen „Revision“ [2] und „fachliche Prüfung“ [3].

Internationale Norm

Außerdem ist die ISO 17100 im Gegensatz zur DIN EN 15038 eine internationale Norm, mit der die Qualität von Übersetzungsdienstleistungen auf europäischer Ebene verglichen werden kann.

Neue Akteure

Zu den Personen, die in ein Übersetzungsprojekt involviert sind, gehören laut EN 15038 der Übersetzer, der Korrektor und bei Bedarf ein fachlicher Prüfer.

In der Norm ISO 17100 kommen zwei neue Akteure ins Spiel: Kunde und Projektmanager. Die neue ISO-Norm würdigt auch deren Bedeutung im Übersetzungsprozess, da in der Praxis eben nicht nur Übersetzer und Korrektor involviert sind.

Während der Projektmanager die Fertigstellung des Übersetzungsprojekts, den gesamten Arbeitsablauf und die Auswahl eines guten Übersetzers und Korrektors koordiniert, ist der Kunde für Terminologielisten, spezifische stilistische Anforderungen und sonstige Informationen zum Projekt zuständig.

Sicherheit und Datenschutz

Ganz neu sind im Gegensatz zur DIN EN 15038 auch Informationssicherheitskontrolle und Datenschutz. Laut der Norm ISO 17100 sind diese Anforderungen obligatorisch, da Übersetzungen nicht selten vertraulich sind oder geheime Informationen des Kunden enthalten.

Unsere Kritikpunkte betreffend der ISO-Norm

Die Normen DIN EN 15038 / DIN EN ISO 17100 legen Anforderungen an die Kernprozesse, Ressourcen und andere Aspekte fest, die für die Bereitstellung einer qualitativ hochwertigen Übersetzungsdienstleistung erforderlich sind, die den anzuwendenden Spezifikationen entspricht.

Auch wenn diese Norm in gewissem Grad zu einer höheren Qualität professioneller, technischer Übersetzungen beitragen kann, hat sie in unseren Augen mehrere Schwachstellen…

1. Spezifische Anforderungen an ein Projekt

Die ISO-Norm enthält viele Anforderungen, die einer ausdrücklichen Vereinbarung unterliegen. Ohne Vereinbarung sind sie also nicht verbindlich.

2. Muttersprachlicher Übersetzer

Die ISO-Norm fordert nicht ausdrücklich, dass die Zielsprache auch die Muttersprache des Übersetzers ist.

Sprachliche und textliche Kompetenz in der Ausgangs- und Zielsprache: Fähigkeit, die Ausgangssprache zu verstehen, flüssiger Gebrauch der Zielsprache sowie allgemeine oder spezielle Kenntnisse auf dem Gebiet der Textsortenkonventionen.“

3. Terminologie

Die ISO-Norm fordert keine Terminologiearbeit. Alles, was Terminologie betrifft, muss als zusätzlicher Service gesondert vereinbart werden. Es gibt auch keinerlei Angaben zur Herkunft der Terminologie.

„Kunde und TSP können vereinbaren, dass der TSP die Verfügbarkeit der für die Durchführung des Übersetzungsprojekts notwendigen Terminologie sicherstellen muss. Die Vereinbarung kann den Umfang der Terminologiearbeit und Beschreibungen der vom TSP vorzunehmenden terminologischen Aufgaben sowie die Spezifikationen zur Verwendung dieser Terminologie umfassen.“ (TSP = Übersetzungsdienstleister)

Die Projektvorbereitung kann dementsprechend umfassen: „Beschaffung oder Erstellung von Übersetzungsspeichern (Translation Memorys), Terminologiedatenbanken, Stilrichtlinien und jeglichen weiteren gegebenenfalls verfügbaren Ressourcen, die für den Übersetzungsprozess von Nutzen sein könnten;“

Zu den Übersetzungstechnologien können gehören: „...Translation Memory (TM) Tools...; Qualitätssicherungswerkzeuge, Revisionswerkzeuge;... Terminologieverwaltungssysteme...“

Andere Mehrwertdienstleistungen können unter anderem folgende Punkte enthalten: „...Teminologieverwaltung;....Technische Redaktion;....terminologische Konsistenz;...“

4. Prüfung durch einen Revisor

Die ISO-Norm fordert ein Prüfen des Textes durch einen Revisor (Prinzip der doppelten Kontrolle). Obwohl der Revisor nicht unbedingt kompetenter sein muss als der Übersetzer, müssen seine Korrekturen übernommen werden. Des Weiteren ist auch keine Zusammenarbeit zwischen Revisor und Übersetzer vorgesehen.

„Der TSP muss sicherstellen, dass Revisoren über alle .... für Übersetzer definierten Kompetenzen, die Qualifikationen ... (eines Übersetzers) sowie Übersetzungs- und/oder Revisionskompetenz auf dem betreffenden Sachgebiet verfügen.

5. Fachliche Prüfung

Die ISO-Norm verlangt nicht, dass ein Text durch einen Prüfer mit Expertenwissen nachgelesen wird (wenn nicht vorher ausdrücklich vereinbart).

Zum Projektmanagement darf ferner gehören: „falls erforderlich, Zuweisung eines oder mehrerer kompetenter fachlicher Prüfer für das Übersetzungsprojekt; falls notwendig, Durchführung von Korrekturen und/oder Korrekturmaßnahmen“

„Wenn die Produktspezifikationen eine fachliche Prüfung vorsehen, muss der TSP sicherstellen, dass der zielsprachliche Inhalt fachlich geprüft wird. ... Der TSP kann den fachlichen Prüfer anweisen, Korrekturen vorzunehmen“.

6. Analyse des Quelltextes

Die ISO-Norm fordert eine Analyse des Quelltextes vor der Übersetzung, um eventuelle Übersetzungsprobleme im Vorfeld zu klären. Der Umfang dieser Analyse bleibt im Dunklen: die Analyse selbst wird nur im Anhang der Norm kurz erwähnt. Es wird auch mit keinem Wort auf die (hohen) Kompetenzen eingegangen, die für eine solche Analyse erforderlich sind. Die Kosten für diesen Schritt stehen in keinem Verhältnis zum möglichen Ergebnis.

„Der TSP muss sicherstellen, dass der ausgangssprachliche Inhalt analysiert wird, um eine effiziente und effektive Durchführung des Übersetzungsprojekts sicherzustellen“.

Zusammenfassung

Auch wenn der Gedanke der ISO-Zertifizierung zweifelsfrei in die richtige Richtung geht, ist sie dennoch keine Garantie für korrekte und qualitativ hochwertige Übersetzungen. Als Kunde ist es wichtig, dass Sie mit dem Inhalt vertraut sind und die Defizite durch konkrete Vereinbarungen ausgleichen - solange der Übersetzungsdienst für Sie bezahlbar bleibt!

PTS - Qualitativ hochwertige Übersetzungen auch ohne ISO-Zertifizierung

In unserem Unternehmen legen wir größten Wert auf die Qualität unserer technischen Übersetzungen. Unsere Übersetzungen zeichnen sich durch höchste sprachliche und fachliche (Terminologie) Qualität aus und werden systematisch von spezialisierten Ingenieuren mit spezifischen technischen Kenntnissen nachgelesen.

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Einzelnachweise

1. Dolmetscherdienstleistungen und die Verwendung von Rohdaten einer maschinellen Übersetzung und deren Nachbearbeitung (Posteditieren) fallen nicht in den Anwendungsbereich der Norm ISO 17100.

2. Revision: „zweisprachige Überprüfung eines zielsprachlichen Inhalts ... im Vergleich mit dem ausgangssprachlichen Inhalt ... auf Eignung für den vereinbarten Zweck“.

3. Fachliche Prüfung: „einsprachige Überprüfung eines zielsprachlichen Inhalts ... auf Eignung für den vereinbarten Zweck“.

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